Satirisches

Ad Gaudium & Satirisches

Ab sofort erhältlich: Das neueste Smartphone-Modell „iStone“!

„Es ist das erste völlig natürliche Handy; 100 Prozent nachhaltig.“, sagt Horst Bohnet, der Erfinder des schicken Smartphones. Kein Wunder, ist es doch aus purem Granit. Die Vorteile überzeugen, denn das Granit-Handy braucht zum Beispiel nicht eigens eine Stummschalt-Funktion: „Damit bin ich Tag und Nacht nicht erreichbar. Das bringt natürlich sehr viel Entschleunigung“, kommentiert Bohnet. Neben vielen anderen Vorteilen ist es für knapp 90 Franken zu haben und damit im Vergleich zum elektronischen Bruder ein echtes Schnäppchen. Und last but not least regt das iStone ganz im Gegensatz zum elektronischen Bruder zum Denken an, denn sobald es irgendwo auf den Tisch liegt, entwickelt sich sofort eine angeregte Diskussion über Sinn und Unsinn von Smartphones.


 

Die „Make my Logo Bigger Cream“

Am liebsten gestalte ich Bücher, seit geraumer Zeit beschäftige ich mich aber auch mit der Gestaltung von Webseiten und Werbemitteln, und damit auch mit der Kreation von Logos (zum Beispiel dem für die Gesellschaft für angewandte Philosophie).

Aus durchaus erfindlichen Gründen können Logos für viele Menschen nie zu viel Raum beanspruchen und nie zu schrill sein – und sie zeigen es uns dann so richtig, indem sie auf Plattformen wie Fotolia und 99 Designs ihr Logo kurzerhand selbst gestalten, denn: „Erfolg beginnt mit einem großartigen Logo“.

Für jene, die lieber altmodisch einen Grafiker beschäftigen, wird der Artikel 8 Wege, einen Grafikdesigner in den Irrsinn zu treiben sehr hilfreich sein, um die Grafikerin zu überzeugen, zum Beispiel mehr Farben zu verwenden: schließlich kostet es beim Druck nicht mehr, 987 Farben zu verwenden statt nur lächerliche drei. Und wenn ein Bildschirm Millionen von Farben darstellen kann, dann erübrigt sich doch jede Diskussion über tetradische, triadische oder gar monochrome Farbschemen!

Was aber macht man, wenn man schon sehr viel Geld für ein – natürlich viel zu unspektakuläres – Logo hingeblättert hat?

Sollte Ihnen ein bereits bestehendes Logo, womöglich das eigene, zu langweilig, zu wenig emotionsgeladen, oder gar von zuviel „Weißraum“ bedrängt erscheinen, schafft die „Make My Logo Bigger Cream“ in bester Satire und im Stile der vom TV bekannten Endloswerbung endlich Abhilfe. Viel Spaß beim Anschauen!

(Simone Stefanie Klein)


Helmut Karasek rezensiert den Ikea-Katalog

Kurz vor seinem Ableben hat sich Hellmuth Karasek mit einer letzte Provokation der Literaturwelt beschenkt, indem er eines der meistverbreiteten Bücher der Welt einer Literaturkritik unterzog: den Ikea-Katalog (220 Millionen Stück Auflage). „Man könnte dem Ikea-Buch vorwerfen, dass es mehr Bilder als Personen hat. Es erzählt viel, aber es ist sozusagen vollgemüllt mit Gegenständen. Es ist ein möblierter Roman.“ Das Video dazu führt uns noch einmal vor Augen, was Karasek im Kulturbetrieb so einzigartig gemacht hat: Er hatte keine Scheu vor Kommerz, pflegte eine gesunde Selbstironie und war beseelt von der grundsätzlichen Haltung, Literatur mit Liebe vermitteln zu wollen, ohne die sonst so weit verbreitete verbissen-elitäre Ernsthaftigkeit.
(Simone Stefanie Klein)